„Die Aufmerksamkeitsspanne beträgt genau 5,6 Minuten“ – und andere Mythen über Videolearning
Videolearning krempelt unsere Vorstellung vom Lernen um. Von MOOCs bis zu Flipped Learning basieren alle innovativen Formate auf der audiovisuellen Übertragung von Inhalten. Aber so, wie die ersten Autos Pferdekutschen mit Motor waren, so sind auch viele Videolearning-Angebote häufig noch 1:1-Adaptionen klassischer Lehrsituationen. Damit wird das Potenzial audiovisueller Medien bestenfalls gestreift.
Fünf der häufigsten Irrtümer über Videolearning hier im Überblick:
– Irrtum 1: Video ist ein Hype, den man aussitzen kann
Das ist falsch, denn durch die neuen Technologien für die Herstellung und Verbreitung audiovisueller Inhalte hat ein Umschlag von Quantität in Qualität stattgefunden. Video schickt sich an, zum neuen Leitmedium zu werden, unsere Zukunft wird, wie der Trendforscher John Naisbitt sagt, eine visuelle sein. Die Implikationen dieses Wandels kann man nicht überschätzen. Sehr wahrscheinlich ist, dass wir die Abenddämmerung der Schriftkultur erleben – oder zumindest, wie ihre Bedeutung zunehmend zurückgeht. Einer Kultur, die unsere Zivilisation geprägt, den Homo Sapiens aber nur die kürzeste Zeit seiner Existenz begleitet hat. Schrift war immer ein Umweg, Information über hohe Abstraktion raumzeitlich zu verbreiten. Dieses Monopol der Schrift wurde durch das Aufkommen von Film und Fernsehen schon angegriffen und wird jetzt durch die Ubiquität audiovisueller Formate grundsätzlich in Frage gestellt. Die Auswirkungen dieses radikalen Wandels lasen sich nur erahnen. Es sei hier nur an die immense weltpolitische Bedeutung von mit Mobiltelefonen aufgenommenen und auf YouTube verbreiteten Videos aus Kriegsgebieten verwiesen.
– Irrtum 2: Videolearning ist eine neue E-Learning-Methode
Das ist falsch, denn Lernen mit Videos gab es schon, als man E-Learning noch nicht mal buchstabieren konnte. Neu am Thema Videolearning ist die Überall-Verfügbarkeit. Vom TV-Gerät zuhause bis zum Mobiltelefon sind Videos mühelos abspielbar, seit physische Datenträger (Videokassetten, DVDs) überflüssig sind. Damit erhält das Medium Video auch in der Aus- und Weiterbildung einen völlig neuen Stellenwert. Die gewagtesten Prognosen sind wahrscheinlich die richtigsten: Videolearning wird den Bildungsbereich komplett auf den Kopf stellen. Und auch in der betrieblichen Weiterbildung wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Denn Video ist vom Performance-Support bis zur formellen Bildung effizienter und effektiver.
– Irrtum 3: Videolearning ist billig, weil ich inzwischen mit jedem Handy filmen kann
Falsch. Für einen einzigartigen oder sensationellen und sonst nie gesehenen Vorgang genügt in der Tat das schlechteste Wackelvideo. In dieser komfortablen Situation, ihren Mitarbeitern weltweit einzigartige Sensationen in der betrieblichen Weiterbildung bieten zu können, dürften allerdings die wenigsten Unternehmen sein. Zudem sind die Anforderungen an Schulungsvideos sehr hoch: Am Ende sollen die Nutzer in der Lage sein, irgendetwas besser zu machen als vorher (was zählt, sind die Resultate). Und hier kommt die Mediendidaktik ins Spiel: Nur wenn die Inhalte medienadäquat erarbeitet und umgesetzt werden, können sie in Sachen Effizienz und Effektivität punkten. Einmal kann eine gute gemachte Slideshow das richtige Format sein, ein andermal eine komplexe Spielszene. Wichtig ist, dass die jeweils richtigen Formate gewählt und professionell umgesetzt werden. Schließlich ist Hollywood nur einen Klick entfernt.
– Irrtum 4: Die Aufmerksamkeitsspanne beträgt 5,6 Minuten
Falsch – denn wie ein derzeit (Juni/Juli 2014) weltweites Experiment zeigt, beträgt die Aufmerksamkeitsspanne exakt 90 + 4 Minuten zuzüglich etwaiger Verlängerung von 2 x 15 Minuten. Weltweit starren Zuschauer gebannt und mit „höchster Konzentration“ auf alle nur denkbaren Bildschirme, um nur keine Fußballsekunde zu verpassen. Wenn „die Forschung“ also wieder einmal 4 Minuten propagiert oder 6,8 Minuten – einfach locker bleiben. Denn die ideale Länge eines Films hängt mit nichts anderem zusammen, als mit der ihm zugedachten Nutzung. Werden Videos für den Performance Support eingesetzt, sollten sie tunlichst „performen“, als den Nutzer so schnell wie möglich informieren und weiterbringen – aber „so schnell wie möglich“ und keinesfalls schneller. Werden per Videolearning Prozesse vermittelt, die 80 Minuten dauern, z.B. eine Operationsmethode – sollte das Video natürlich nicht aufhören, bevor der Bauch wieder zugenäht ist. Davon unabhängig ist die Frage des „Chunking“, als des Einteilens der Inhalte, zu sehen. Aber auch hier kommt es wieder auf den Bedarf und die Videotechnologie an. Wenn ich „bookmarken“ und komfortabel suchen kann, darf das Video auch länger als zehn Minuten sein – es sei denn, es soll auf Smartphones heruntergeladen werden, dann ist schnell Schluss mit lustig. Denn Film heißt immer noch: viele, viele Daten.
– Irrtum 5: Videolearning ist nur was für große Unternehmen
Stimmt nicht. Zwar gibt es individuelle Videoproduktionen auf didaktisch hohem Niveau (und nur dann ist Videolearning wirklich Videolearning!) nicht zum Schnäppchenpreis – aber inzwischen gibt es hochwertige Videobibliotheken wie zum Beispiel die der Pink University schon ab 7,99 pro Mitarbeiter und Monat. Damit haben KMUs die Möglichkeit, ihren Mitarbeitern die besten Trainer und Trainings per Video zugänglich zu machen. Und es gilt, die ganze Bandbreite der Videoformate zu nutzen. Vom Interview zur Slideshow, vom Videotraining bis zum Spielfilm. Selbst der Upload von der Handykamera kann manchmal sinnvoll sein, wenn spezielle Handgriffe oder Bedienschritte an einer Maschine mit den Kollegen im Ausland geteilt werden sollen.
Video ergo cogito
Fazit: Zeigt, was ihr zu sagen habt! Das war, neben der humanistischen Fundierung der Erziehung, eine der zentralen Innovationen des Begründers der Didaktik, Johann Amos Comenius. Für uns als mit dem Comenius EduMedia-Siegel ausgezeichnetes Unternehmen bedeutet das: dranbleiben und die visuelle Wende mitgestalten. Mit erstklassigen Videotrainings und einer Lernumgebung, die in jede Hosentasche passt.
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