Drei Begriffe, die HR Routinen sprengen
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Agil
2017 ist das Jahr, in dem kaum ein Experte und Berater mehr ohne das Wort „agil“ auskam. Das trieb zum Teil komische Blüten, wenn Methoden aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts plötzlich unter dem Label „agile Methoden“ verkauft wurden. (Nichts gegen 60er Jahre Methoden, die guten Methoden haben aber dieses zweifelhafte Facelift wirklich nicht nötig.) Dennoch ist „agil“ auch deshalb omnipräsent, weil es als Projektionsfläche der uns umgebenden Veränderungen dient. „Alles bleibt anders“ könnte das Motto lauten. Und auch die HR kann sich auszeichnen, wenn sie ihren Beitrag dazu leistet, Unternehmen fit für die VUCA-Welt zu machen.
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AI
Manchmal passenderweise auch gesprochen als eiei, liefert Artificial Intelligence den Stoff, aus dem die Träume sind, wahlweise die Traumen. Wie bei überladenen unspezifischen Begriffen dieser Sorte üblich, interpretiert jeder andere Zukünfte in diesen Begriff hinein. Vermutlich wird man hier mal wieder lernen, dass nichts so heiß gegessen, wie`s gekocht wird. Vor allem aufs Lernen bezogen, wird das Ding zwischen den Ohren durch AI nicht so schnell ersetzt werden. Klar werden kommunizierende Maschinen eine Menge leisten und tun das heute schon. Aber was im Kontext von Lernmanagementsystemen an AI zu sehen ist, ist noch recht bescheiden. Wie beim Thema adaptive Learning werden sich die Hoffnungen der „schneller lernern“-Fraktion wohl nicht so schnell erfüllen
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Wol
Einen regelrechten Knaller landete John Stepper mit „Work Out Loud“. Zwar hat der Begriff auch schon eine längere Karriere hinter sich, aber 2017 wurde die HR-Szene voll und ganz infiziert mit work-out-loud. Nicht nur abteilungsübergreifend, sondern sogar konzernübergreifend kamen plötzlich Leute zusammen, die bis vor kurzem noch voreinander ausgerissen wären. WOL passt perfekt zur Zeit und auch zum von den Generationen Y und Z unterstützen Abbau der Alphamännchen-Strategien. Nicht Konkurrenten sollt ihr sein, sondern Freunde. Der Chef als dein Diener, dein Konkurrent als Tippgeber. Und alle hören einander zu. Die praktische Antwort der HR auf den groß formulierten Marketingslogan: „Lets make the world a better place!“
Drei Typen, die Strom in die HR-Bude bringen
- John Stepper – WOL geraten. In einigen Blogs wurde schon die Frage aufgeworfen, ob WOL eine neue Religion sei. Sollte das der Fall sein, wäre John Stepper ihr Prophet. Erstaunlich, welche Dynamiken er auszulösen und welche Veränderungen er anzustoßen in der Lage ist.
- Harald Schirmer – gibt der digitalen Transformation Speed. Der Continental-Mann Schirmer wirbt für Mutanfälle, um die Unternehmen aus der Erstarrung zu lösen. Machen, machen – und schauen, was dabei rauskommt. Bei ihm viel Innovatives, viel New Work und bewundernswert viel Power.
- Grabmeier – ick bin al dor. Manchmal hatte man den Eindruck, es gibt nicht einen, sondern zwei oder gar drei Grabmeiers. Auf der Bühne, im Publikum, in den sozialen Medien war er der menschgewordene Einspruch gegen Denkfaulheit.
Vier Bücher, die es in sich haben
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Nele Graf, Denise Gramß und Frank Edelkraut: „Agiles Lernen“
Wie lernt man heute? Sicherlich nicht mehr im Seminarhotel, in dem die Tische in U-Form gereiht sind, auf dass alle gebannt dem Trainer lauschen. Nein, heute geht es um eine Vielzahl von Lernarrangements, die mit „Blended Learning“ nur unzureichend beschrieben sind. Was Lernen ist und wie Lernen in heutigen Unternehmenswelten stattfinden kann, das beschreiben Nele Graf, Denise Gramß und Frank Edelkraut in „Agiles Lernen“
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Jan Weilbacher: Human Collaboration Management Schäffer Poeschel 2017
Vom Personalverwalter zum Ermöglicher der Zusammenarbeit. Mit dem Human Collaboration Management weist Jan Weilbacher der HR einen Weg in die Zukunft. Er reflektiert dabei aktuelle Entwicklungen und Trends. Und er scheut sich nicht, zehn Thesen zur Zukunft der Personalentwicklung aufzustellen:
- Personalmanager müssen Kulturgestalter und Vernetzer sein!
- Personalmanager müssen sich auch als Organisationsentwickler verstehen!
- Personalmanager sollten Lust haben, Probleme zu lösen und das Business verstehen!
- Personalmanager sind experimentierfreudig und beziehen die Fachbereiche bei der Produktgestaltung mit ein!
- Personalmanager geben manche HR-Aufgaben an die Fachbereiche ab – und suchen sich neue!
- Personalmanager sind Lernbegleiter!
- Personalmanager müssen eine Affinität zu neuen Technologien haben!
- Personalmanager beraten auf Augenhöhe und begleiten das selbstverantwortliche Arbeiten!
- Personalmanager müssen Kommunikationsexperten werden!
- Personalmanager setzen sich für gesundes Arbeiten ein!
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Erpenbeck, Sauter: Handbuch Kompetenzentwicklung im Netz, Schäffer Poeschel 2017
„Kompetenzentwicklung im Netz“ ist ein fast 700 Seiten starkes Kompendium, das die wichtigsten Entwicklungslinien zu diesem Ziel aufzeigt. Als Herausgeber zeichnen mit John Erpenbeck und Werner Sauter zwei Experten, die seit Jahren für eine Neubewertung und vor allem Neugestaltung des „Corporate Learning“ einstehen.
Kurze Entwarnung für zeitgeplagte HR-Experten und Personalentwickler: Sie müssen keine 700 Seiten durchackern, sondern können sich gleich auf das Kapitel „Lernen im Unternehmen“ stürzen. Das macht etwa ein Drittel des Buches aus. Die anderen Teile widmen sich den Bereichen „Schule“ und Hochschule“. Auch hier gibt es für Praktiker Wichtiges zu lernen, etwa wenn Thomas Schmid über den Zusammenhang von Emotion und Lernen bei Schülern schreibt und den Schülern nebenbei mehr zutraut, als so mancher, der in den Feuilletons die Angst vorm Digitalen schürt. Personaler werden nochmal klarer sehen, wie viel „digitale Kompetenz“ die Mitarbeiter von morgen mitbringen und im Gegenzug von Unternehmen auch erwarten.
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Ramsauer, Kayser, Schmitz: Erfolgsfaktor Agilität, Wiley 2017
Ein superwichtiges Buch, weil es zeigt, dass „Agilität“ nicht nur ein Modebegriff ist, sondern ein handfestes Konzept, um Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Wer von dieser Seite auf das Thema Agilität zugeht, wird sich nicht wundern, dass „Agilität“ und „Standardisierung“ zwei Begriffe sind, die aufs Engste zusammengehören. Als Herausgeber zeichnen um den Grazer Universitätsprofessor Christian Ramsauer mit Detlef Kayser und Christoph Schmitz zwei erfahrene Praktiker und Experten. Die Fragen, die hier gestellt werden: Wie verringern wir Time to Market? Wie können wir Prozesse so einrichten, dass sie schnell an veränderte Bedingungen angepasst werden? Wo können durch Standardisierung Aufwände und Fehlerquellen reduziert werden. Klingt natürlich alles auch nach Lean Production, ist aber deutlich mehr, nämlich die Steuerung eines Unternehmens in Zeiten, denen Globalisierung und Digitalisierung den Stempel aufdrücken.
Drei Kompetenztrainings, die weggehen wie geschnitten Brot
Zum Schluss noch ein Blick in die hauseigene PINK Bestsellerliste. Da wir unsere Kompetenztrainings (videobasierte, multimediale und interaktive E Learnings) auch unkompliziert als SCORM-Pakte für die Integration ins jeweilige unternehmenseigene LMS ausliefern, basiert die Liste nicht auf der Anzahl der Nutzer, sondern auf der Anzahl der Buyouts und Mieten. Die Nutzerzahlen dürften, da wir viele DAX-Unternehmen zu unseren Kunden zählen dürfen und auch große nicht-börsennotierte Unternehmen, in die zigtausende gehen. Here we go:
Platz 1: Mitarbeiter motivieren. Das Thema wird’s auch in hundert Jahren noch geben (wie motiviere ich meinen Roboter 😊). Hier werden einige der wichtigsten Theorien vorgestellt – vor allem aber in Szene gesetzt. Geht ja schließlich um die Anregung zur selbstgesteuerten Kompetenzentwicklung.
Platz 2: Feedback geben. „Passt scho!“ ist bei uns in der Gegend die wohl am häufigsten vorkommende Form des Feedback-Gebens. Das „passt scho“ im Alltag. Im Job darf´s aber ein bisschen mehr sein, denn Feedback geben ist auch ein FÜHRUNGSINSTRUMENT.
Platz 3: Wertschätzend kommunizieren. Passt zu den allseits beobachtbaren Veränderungen in den Unternehmen. Die Chefs lassen sich auf mal in Frage stellen, KULTUR wird als wesentliche Einflussgröße erkannt und der Kommandoton ist nicht mal mehr in der Bundeswehr salonfähig.
Einen Komplettüberblick über unser Wirken gibt’s hier. Und was wir für 2018 auf der Pfanne haben, verraten wir auf der Learntec.
Disclaimer
Wir könnten jetzt sagen, dass es sich bei diesen Listen um subjektive Listen handele, gemäß dem in vielen Twitterportraits verwendetet Disclaimer: „Views are my own“. Tatsächlich handelt es sich bei den drei Listen aber um die eine, unhintergehbare Wahrheit. Dafür verbürgt sich
mit weihnachtlichen Grüßen
Wolfgang Hanfstein
P.S.: Leider ist die Kommentarfunktion futsch. Wird im neuen Jahr repariert. Aber es gibt ja noch Twitter et. al. 🙂