
Kontrollmonitor mit Szene: Spielszenen für E Learning Content zum Thema „Konflikte“
Je mehr Lernmanagement Systeme (LMS) zur Selbstverständlichkeit werden und sich jetzt auch im Mittelstand durchsetzen, desto stärker wird die Nachfrage nach E Learning Content. Aber was genau ist E Learning Content? Und wo kommt E Learning Content her? Beim letzten Corporate Learning Camp in Frankfurt gab es eine Session (leider weiß ich nicht mehr, wer sie angeboten hat – sachdienliche Hinweise gerne posten) zum Thema: „Hilfe, unser LMS ist leer!“ Hinter diesem „Hilfeschrei“ steckt die Erfahrung, dass mit dem neuen LMS ein Tool zur Verfügung steht, das mehr kann, als Präsenzen verwalten. Denn die LMS der neuen Generation dienen zwar immer noch dem „Managen“ des Lernens. Viel mehr aber sind gute Lern-Managementsysteme heute auch Lernplattformen, die den Mitarbeitern neue Lernmöglichkeiten und neue Lernerlebnisse bieten.
Inhaltsverzeichnis
E Learning Content ist eine Alternative zum bisherigen Trainingskatalog
Neue Lernmanagementsysteme ersetzen zumindest teilweise das Seminarhotel oder den Seminarraum. Idealerweise liefern neue LMS gleichzeitig die Grundlage für gemeinsames Lernen an den unterschiedlichsten Devices – vom Desktoprechner bis zum Smartphone. Im Zentrum steht aber immer der „Content“. Und damit die Frage, wie man an gute E Learning Inhalte kommt. Darauf gibt es vier Antworten:
- Unternehmen produzieren den benötigten E Learning Content selbst.
- Unternehmen lassen E Learning Content bei einer E Learning Agentur produzieren.
- Unternehmen kaufen Standard E Learnings ein.
- Unternehmen nutzen Open Educational Ressources OER.
Idealerweise kommen in den Unternehmen alle vier Optionen in Betracht, denn jede Option bringt Vorteile. Der Reihe nach:
Unternehmen produzieren E-Learnings selbst

Ausrüstung: Im Prinzip reicht auch eine Handykamera, im Prinzip.
Ob das Pendel zu „Make“ oder „Buy“ ausschlägt, hängt wesentlich von den Ressourcen ab, die der Personalentwicklung zur Verfügung stehen. Generell gilt, je komplexer die gewünschte Verhaltensveränderung bei den Lernenden, desto aufwändiger die Produktion der Lern- und Lehrmedien. Umgekehrt heißt das, solange die Anforderungen im Bereich der „Instruktionen“ bzw. der Anleitungen liegen, lässt sich der entsprechende E Learning Content oft gut selbst herstellen. Selbstgefertigte PDFs, Powerpoints oder mit einem Autorentool wie Articulate hergestellter Content kann zielführend sein. Ebenso wie selbstgedrehte Instructional Videos zur Erklärung von Handlungsabläufen oder zum Vorstellen neuer Produkte und neuer Produkt Features. Notwendig ist eine gewisse Leidenschaft für die Bedienung der entsprechenden Software und auch ein „Auge“, wenn es darum geht, Videos zu drehen und zu schneiden. Wenn ich eine Empfehlung für ein Autorentool abgeben soll, dann ist das zurzeit ganz klar Articulate, wenn es um die Herstellung von E-Learnings oder WBTs geht. Camtasia wiederum ist mein Favorit, wenn Screencasts gemacht werden sollen. Der Engpass ist in der Regel nicht die Technik, sondern die Manpower. Es braucht jemanden, der sich mit Articulate auseinandersetzt. Wenn sich die Nutzung auch stark an Powerpoint anlehnt, so will sie doch gelernt sein. Das trifft auch für die Herstellung von Instructional Videos zu. Im Prinzip reicht eine Handykamera. Aber schnell merkt man, dass auch „Licht“ nötig wird und „Ton“. Ebenfalls notwendig ist die Kompetenz, Videos zu schneiden und anschließend ins LMS hochzuladen. Meine Empfehlung: für fünf Minuten Video mindestens einen Tag einplanen. Vom Skript über den Weg zum Drehort bis zum Downloaden, bearbeiten und uploaden der Videodateien. Hört sich nach viel Zeit an, ist aber realistisch.
Unternehmen lassen E-Learning Content bei einer E-Learning Agentur produzieren
Wer keine eingespielte Produktion im Unternehmen hat, wird mit dieser Lösung am besten fahren. Der Aufwand liegt hier bei der Auswahl der E Learning Agentur. Dazu muss geklärt werden, was mit dem E Learning erreicht werden soll. Und Sie brauchen eine Checkliste, anhand der Sie die richtige E Learning Agentur auswählen. Hier habe ich die Kriterien zusammengefasst, die bei der Auswahl einer E Learning Agentur den Ausschlag geben sollten. Meine grundsätzliche Empfehlung: Nicht der Technik folgen, sondern der Didaktik. Das Lernziel muss die Lernmedien und die Lerntechnologien bestimmen. Ob am Ende ein WBT herauskommt, ein Erklärfilm oder ein PDF, ist nebensächlich. Es zählt allein der effektivste Weg zum Ziel.
Unternehmen kaufen E Learning Content ein

Set: Moderationsszenen für E-Learning-Content
Die günstigste Lösung ist sicherlich die, auf Standard Content zurückzugreifen. Das Problem ist, dass es nicht allzu viel brauchbaren E Learning Content am Markt gibt. Wir versuchen, die Lücke in den Bereichen Führung, Kommunikation und Soft Skills zu schließen. Dennoch bleibt viel zu tun. Auch beim Einkauf von Standard-Content ist es wichtig, auf den Output zu achten – und das sind mehr oder minder immer Verhaltensveränderungen bei den Lernenden. Der günstigste E Learning Content ist zu teuer, wenn die Schulungsziele nicht erreicht werden. Deshalb ist auch das Lern-Setting mit zu berücksichtigen, beziehungsweise die Lernarchitektur. Es macht einen Unterschied, ob E-Learning Content für das selbstorganisierte Lernen zur Verfügung gestellt wird. Oder ob die Inhalte im Rahmen des selbstgesteuerten Lernens genutzt werden sollen, also in Blended Learning Szenarien. Je weniger Lernbegleitung den Lernenden zur Verfügung steht, desto wichtiger wird es, dass die Lernmedien und die Lerninhalte so aufgebaut werden, dass sie das Selbstlernen unterstützen. Es gibt noch einen Faktor, der die Qualität des E Learning Contents beeinflussen sollte: der sogenannte „KBF“ – der Kittelbrennfaktor. Je wichtiger die Informationen für die Teilnehmenden sind, desto weniger wichtig ist die Ausgestaltung. Der Hunger nach Information verhält sich ähnlich, wie der physische Hunger: je größer der Hunger, desto geringer der Anspruch. Anders herum: Will ich informationsüberflutete Menschen erreichen, muss ich mir schon was einfallen lassen.
Unterm Strich gilt es, den Markt zu beobachten und sich die jeweiligen E-Learning-Inhalte anzuschauen, eventuell auch in Pilotprojekten zu testen. Je nach Arbeitsumgebung der Zielgruppe sind unterschiedliche Konzepte gefragt, um E-Learnings an den Mann und an die Frau zu bringen. Je verdichteter die Zeit der Zielgruppe ist, desto weniger werden die Mitarbeiter von selbst auf die Idee kommen, sich im LMS umzuschauen. Es geht also auch darum, Lernräume und Lernzeiten zu schaffen – und auch darum, für den vorhandenen Content zu trommeln, so er denn allen zur Verfügung gestellt wird.
Unternehmen nutzen Open Educational Ressources – OER.
Open Educational Ressources scheinen die Lösung aller Bildungsfragen zu sein – von der Schule bis zu den Unternehmen. Aber was sind OER und wo kommen Open Educational Ressources her? In diesem Kontext fallen in der Regel zwei Stichworte: YouTube und TED. In der Tat finden sich auf YouTube bemerkenswerte Inhalte – wie zum Beispiel die TED Talks. Allerdings gibt‘s auf YouTube auch einen Haufen Schrott. Wer nicht will, dass die Mitarbeiter ihre Arbeitszeit damit verbringen, ewig nach guten YouTube-Videos zu suchen, kommt nicht um das Thema „Kuratieren“ herum. Es braucht zwingend jemanden (in der Personalabteilung), der sich die entsprechende Suchkompetenz aneignet. Reine Crowdmechanismen wie das Bewerten und Favorisieren reichen in der Regel nicht aus. Dazu sind die Interessen und Bedarfe zu unterschiedlich. Hier ist noch eine Präzisierung nötig: Wenn ich von OER rede, dann beziehe ich mich damit nicht auf den Bereich der Instructional Videos. In diesem Bereich, in dem es um Anleitungen, Tricks und Kniffe geht, liefert YouTube im Besonderen und „das Internet“ im Allgemeinen in der Regel gute Suchtreffer. Wer ein Formatierungsproblem in Word hat, wird durch eine YouTube-Suche schneller bedient, als durch jeden IT-Support. Vorausgesetzt natürlich, die Mitarbeiter haben Zugang zur „Lernressource Internet“. Sobald es aber um komplexere Kompetenzen wie „verhandeln können“ oder „Konflikte lösen“ geht, werden gute Treffer rar. Und je spezifischer das Thema wird, desto unwahrscheinlicher wird es, sie mit Open Educational Ressources abdecken zu können.
Fazit: E Learning Content bereichert die Personalentwicklung
Der Markt für E-Learning-Inhalte hat sich entwickelt und entwickelt sich weiterhin rasant. Die Tools für die Herstellung von Content werden immer besser und immer günstiger. Gleichzeitig bieten moderne Lernmanagementsysteme (LMS) die Grundlage für das selbstgesteuerte und selbstorganisierte Online-Lernen. Auch im Bereich des Standard E Learning Contents ist viel in Bewegung. Die Formate werden anspruchsvoller und erleichtern es den Lernenden, ihre Kompetenzen mithilfe von Onlinetrainings zu entwickeln. Auch Open Educational Ressources können die betriebliche Weiterbildung bereichern, wenn es der Personalentwicklung gelingt, die Inhalte zu kuratieren und unkompliziert zur Verfügung zu stellen.
Wolfgang Hanfstein, Leiter Corporate Digital Learning, Pink University