Weiterbildung: Selbstgesteuertes Lernen ist nicht gleich selbstorganisiertes Lernen

Ohne Weiterbildung herrscht Stillstand. Und eine zeitgemäße Form des Lernens in Unternehmen ist das selbstgesteuerte Lernen.
30.08.2016
Leo Molatore
Selbstkompetenz
Inhalt

Selbstgesteuertes Lernen und selbstorganisiertes Lernen – diese Schlagworte fallen häufig, wenn es um es um eine zeitgemäße Lern- und Weiterbildungskultur in Unternehmen geht

Im Kern geht es darum, Lernprozesse vom Individuum aus zu betrachten. Die Lernenden stehen im Mittelpunkt. Sie bestimmen Lernziel, Lernmethoden, Lernzeit und Lernort und auch Lernkontrolle. Paradebeispiel für diese Art des Lernens ist das Forschen. Den Gegensatz bildet das "fremdgesteuerte Lernen". Fremdgesteuerte Lernprozesse sind häufig dort anzutreffen, wo das Lernergebnis nicht das eigentlich Ziel ist sondern nur Mittel zum Ziel. Die Führerscheinprüfung könnte hier als Beispiel dienen.

Es gibt aber nicht nur diese Extreme sondern ein Kontinuum vom eher selbstgesteuerten hin zum eher fremdgesteuerten Lernen. Besonders in der betrieblichen Weiterbildung kann es sinnvoll sein, die Lernzeit zu begrenzen. Oder einen festen Lernort zu bieten. Vielfach ist es sinnvoll, das Lernziel vorzugeben oder gemeinsam festzulegen. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, unterschiedliche Arten des selbstbestimmten Lernens zu kennzeichnen.

Eine sinnvolle Unterscheidung ist die zwischen selbstorganisiertem und selbstgesteuerten Lernen. Wobei das selbstorganisierte Lernen einen sehr offenen Lernprozess bezeichnet, bei dem die Lernenden die wesentlichen Parameter wie Lernziel, Lernmethoden und Lernkontrolle selbst bestimmen. Diese Lernstrategie ist in Unternehmen unumgänglich, wenn es darum geht, neue Lösungen zu finden - für Probleme, die möglicherweise noch nicht einmal bekannt sind.

Das selbstgesteuerte Lernen bezeichnet Lernprozesse, bei denen Parameter wie zum Beispiel Lernziel oder Lernzeit vorgegeben sind. Innerhalb dieser Parameter haben die Lernenden dann Gestaltungsspielraum hinsichtlich Lernzeit und Lernort. Ein Beispiel dafür ist es, Mitarbeitern E⁠-⁠Learnings zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig einen Zeitraum, innerhalb dessen die die E⁠-⁠Learnings und die damit verbundenen Fragestellungen bearbeitet werden sollen.

Ohne Weiterbildung herrscht Stillstand. Und eine zeitgemäße Form des Lernens in Unternehmen ist das selbstgesteuerte Lernen [(c) Daniel Ernst, Fotolia]

Wie wird selbstgesteuertes Lernen zum Erfolg?

Voraussetzung für erfolgreiches, selbstgesteuertes Lernen ist, dass die Lernenden zum einen über eine ausreichende Eigenmotivation verfügen sowie über geeignete Lernstrategien. Zu letzteren zählt beispielsweise Skills, die zum Erwerb und zur Verarbeitung von Wissen notwendig sind – wie z.B. die systematische Erarbeitung des Wissens. Aber auch ressorcenbezogene Lernstrategien sind erfolgskritisch, z.B. die Zeitplanung, die Auswahl der zu nutzenden Lernmedien oder auch ggfs. das Interagieren mit Lernpartnern.

Selbstgesteuert Lernende setzen sich also selbst Lernziele und wenden selbstgewählte Lernmethoden und -techniken an. Um erfolgreich selbstgesteuert zu lernen, müssen Lernende sich also als „mündige Lernende“ begreifen und verhalten. Das geht nur, wenn die Führungskräfte das auch zulassen.

Wie wichtig ist selbstgesteuertes Lernen in Unternehmen?

Selbstgesteuertes lernen und auch selbstorganisiertes lernen wird immer wichtiger. Während lange Zeit die behavioristische Sicht auf das Lernen dominierte (also das Lernen durch Belohnung und Bestrafung), ist die Betrachtung des Lernes als selbstbestimmter Lernprozess heute die Grundlage der meisten Lernstrategien (Lernen als aktiver Konstruktionsprozess).

Dieses Schaubild stammt aus dem Vortrag „Wie und warum Videolearning funktioniert“. Hier ist der komplette Vortrag als

und hier als Slideshare-Präsentation abrufbar.

Was erleichtert selbstgesteuertes Lernen?

Eine besonders wichtige Rolle für das selbstgesteuerte Lernen spielt heute das E⁠-⁠Learning, das sich aktuell aus vielen Gründen in der betrieblichen Weiterbildung immer stärker durchsetzt. Die wichtigtsten Stärken: Es bietet einen hohen Grad an Flexibilität, da die Wissensinhalte jederzeit und von jedem Ort aus in Eigenregie abgerufen, verinnerlicht und angewandt werden können.

E⁠-⁠Learning macht das Lernen also einfacher. Aber auch für ein erfolgreiches E⁠-⁠Learning sind eine gewisse konstante Eigenmotivation und ein eigenverantwortliches Erarbeiten des Wissens vonnöten. Und eine wichtige Grundlage dafür sind nicht zuletzt didaktisch und inhaltlich hochwertige E⁠-⁠Learning-Einheiten.

Wir hoffen, die Terminologie etwas klarer gemacht zu haben und unseren Lesern mit diesem Artikel auch ein paar nützliche Tipps fürs Lernen – sei es nun selbstgesteuert oder selbstorganisiert – zu geben.

Und wünschen viel Erfolg und Freude beim Lernen!

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