
Ein eigener Arbeitsplatz mit zuverlässiger Internetverbindung ist in Ländern mit geringem Einkommen nicht selbstverständlich
2016 Veröffentlichten die Forscher Aamna Pasha, Syed Hani Abidi und Syed Ali der Aga Khan University in Pakistan die Ergebnisse einer Feldstudie in einem Artikel mit dem Titel „Challenges of Offering a MOOC from an LMIC“. Im Fokus des Artikels liegen die Schwierigkeiten und Chancen der Verwendung von MOOCs in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. Welche Schwierigkeiten ergeben sich für diese Länder bei der Planung, Entwicklung und Vermarktung von MOOCS? Sind MOOCS eine Chance um dort einen breiteren Zugang zu Wissen und Bildung zu schaffen?
Massive open online courses (MOOCS) wurden in den frühen 2000ern von führenden amerikanischen und europäischen Universitäten eingeführt und waren wegbereitend für den offenen Zugang zu Online-Weiterbildung. Vor allem für Länder mit niedrigen Einkommen bieten MOOCs ein großes Potential. So können Universitäten durch den örtlich flexiblen Zugang ein breiteres Publikum ansprechen und Bildung auch Menschen in ländlicheren Gegenden zugänglich machen. Gleichzeitig können Studiengebühren sowie Kosten für Anreise und Unterkunft entfallen.
Der Mangel an technischen Ressourcen macht E-Learning hier zu einer Herausforderung
Aktuell ist die Zahl der angebotenen MOOCS in diesen Ländern noch gering. Grund dafür sind vor allem die fehlenden technischen Ressourcen. Vor allem seitens der Teilnehmer muss mit schwacher Internetverbindung, begrenzter Stromzufuhr und geringen Computerkenntnissen gerechnet werden. Zusätzlich stellen westliche Standards eine teils unüberwindliche Hürde dar. Das alles macht es für Länder mit niedrigem Einkommen schwierig, selbstentwickelte Online-Kurse in ihre Lernprogramme zu integrieren.
Trotz aller Schwierigkeiten startete 2014 in Pakistan am Karachi Campus der Aga Khan University, der erste Massive Open Online Course (MOOC) und wurde in den Augen der Entwickler ein voller Erfolg. Der MOOC mit dem Titel „Drug Discovery – A Computer Based Approach“ richtete sich an Studierende, Absolventen sowie Doktoranden der Naturwissenschaft und zog 230 Teilnehmer an, darunter auch Gesundheits-Spezialisten, Forscher und Fakultätspersonal. Die Dauer des Kurses betrug drei Wochen. Thema war die Einführung in aktuelle Konzepte der computerbasierten Medikamenten-Entwicklung. Ziel war es, den Teilnehmern hautnahe Erfahrungen mit Bioinformatik-Software und Datenbanken zu ermöglichen, wie sie aktuell in der Pharmaforschung Verwendung finden.
Mit Enthusiasmus und Erfindungsreichtum in die Zukunft
Um die technischen Einschränkungen miteinzubeziehen – Stromknappheit, schlechte Internetabdeckung – wurde der Kurs so gestaltet, dass er von den Studierenden in ihrem eigenen Tempo und an ihre äußeren Umstände angepasst, bearbeitet werden konnte. Um das zu gewährleisten waren die Videos herunterladbar und die Bearbeitung keinen Fristen unterworfen. Dennoch blieb die Zahl der Teilnehmer überschaubar. Das lag nicht zuletzt daran, dass es schlicht an Mitteln fehlte, um den MOOC bekannt zu machen und mehr noch, darüber aufzuklären, was ein MOOC überhaupt ist.
Trotz aller Herausforderungen sehen die Forscher der Aga Khan University ein immenses Potential im Einsatz von MOOCs. Und sie hegen die Hoffnung, dass MOOCs zur Demokratisierung von Wissen beitragen können.
Der zugrunde liegende Artikel “Challenges of Offering a MOOC from an LMIC“ von Aamna Pasha, Syed Hani Abidi und Syed Ali erschien 2016 in Vol 17, No 6 des „International Review of Research in Open and Distributed Learning” (IRRODL). Hier geht’s zum Artikel.
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Autor: Johanna Czerny, Pink University